Grand Kempinski Hotel Shanghai: Professionalität mit Herz

Mein Besuch im Grand Kempinski Hotel Shanghai ist in dreifacher Hinsicht ein Ausflug in meine eigene Geschichte: Ich habe selbst in China gelebt, lange und unter anderem auch in China für Kempinski gearbeitet – und der heutige General Manager Rüdiger Hollweg ist ein alter Wegbegleiter. So wird die Reise zu einer Nostalgietour. Hoffentlich gilt dasselbe nicht für Rüdigers Hotel 

 

Kempinski-Shanghai-Executive-Lounge
Kempinski-Shanghai-Executive-Lounge

#Wertung

Service-Faktor
Service-Faktor
1
5
10
Design-Faktor
Design-Faktor
1
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Herzlichkeits-Faktor
Herzlichkeits-Faktor
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Innovations-Faktor
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Kreativitäts-Faktor
Kreativitäts-Faktor
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Nachhaltigkeits-Faktor
Nachhaltigkeits-Faktor
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Wohlfühl-Faktor
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Hardware-Faktor
Hardware-Faktor
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Gourmet-Faktor
Gourmet-Faktor
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Usability-Faktor
Usability-Faktor
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Die Bewertung erfolgt nach subjektiven und zugleich professionellen Gesichtspunkten aus meiner Perspektive als langjähriger Branchen-Insider anhand des Net Promoter Score auf einer Skala von 1 (unwahrscheinlich, dass ich das Unternehmen einem Freund oder Kollegen empfehlen würde) bis 10 (äußerst wahrscheinlich).

Als ich Rüdiger Hollweg, dem General Manager des Grand Kempinski Hotel in Schanghai gegenüberstehe, habe ich ein Déjà-vu: Schon einmal sind wir beide uns in einem Kempinski begegnet. Damals verbrachten wir sogar Monate Tür an Tür. Das war 1996, im alten Kempinski Hotel Bristol in Berlin. Ich war damals der erste Hotelmanager des Hotel Adlon in Berlin, das wir gerade auf seine große Wiedereröffnung vorbereiteten. Mein Pre-Opening-Office, das ich mir mit Grand Seigneur Gianni van Dahlen teilte, war eigentlich ein abgewracktes Hotelzimmer, das man keinem Gast mehr zumuten konnte.  

Im Büro nebenan war eben jener Rüdiger Hollweg untergebracht, der das Kempinski Hotel in Bad Saarow auf seine Eröffnung vorbereitete – mit dem großartigen Slogan „We are all herewhere are you?“ und der Unterstützung von Sport-Stars wie Paul Schockemöhle. Dass sich damals manche Überschneidung ergab und wir uns manche Nacht zusammen um die Ohren schlugen, können Sie sich vorstellen.  

Rüdiger Hollweg bin ich in all den Jahren immer wieder einmal begegnet, so wie auch jetzt in seinem neuen Reich. Schanghai dagegen besuche ich zum ersten Mal seit 20 Jahren. Und ich bin doppelt überrascht: zum einen darüber, welche vor Energie geradezu überschäumende Metropole aus dieser Stadt geworden ist – und zum anderen darüber, was für ein großartiges Hotel der Kollege hier betreibt 

Grande Real Villa Italia Pool
Grande Real Villa Italia Hotel-Restaurant
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Am hektischen Puls der Metropole

Das Kempinski Hotel Schanghai liegt im Financial District Lujiazui – dem pulsierenden Herzen der Stadt, das diese Stadt zur internationalen Metropole und wichtigsten östlichen Schnittpunkt vieler Märkte gemacht hat. In der südlichen Kniebeuge des Huangpu-Flusses liegt der riesige und doch bemerkenswert leicht anmutende, scharfkantige Glasbau in der glitzernden Sonne wie eine futuristische Skulptur.  

Den Fluss zu Füßen und alle wichtigen Wolkenkratzer-Ikonen der Finanzwirtschaft im Rücken, und umringt von Sehenswürdigkeiten wie dem Pearl Tower, Freizeitparks, Einkaufszentren und Grünanlagen ist es die vielleicht schönste und gewiss die praktischste Lage in Schanghai – nicht nur, aber vor allem für Geschäftsreisende. Auch Shopping bis zum Exzess ist hier bequem möglich – wenn man denn gern auf die chinesische Art shoppt, in rappelvollen Luxusboutiquen, im schlimmsten Fall mit Schlangestehen und „Nahkampf“ um die besten Angebote.  

Und die herausgehobene Lage mit reichlichen Ellenbogenfreiheit um das Gebäude herum tut dem Ausblick gut: Egal, auf welcher Seite des Gebäudes das Zimmer liegt, der Blick ist immer phänomenal: entweder Richtung Süden auf die funkelnden Fassaden des Financial District oder nach Norden in Richtung des alten Stadtkerns, dem Bunt. Ein Luxus, den viele Hotels in den Metropolen der Welt sich wünschen würden, der aber gerade in asiatischen Ballungsräumen bei weitem nicht allen vergönnt ist.  

Grand-Kempinski-Shanghai_Spa
Grand-Kempinski-Shanghai_Spa

Ungewöhnlicher Fokus auf Wellness und Spa

Auch wenn viele Hotels in Asien einen stärkeren Fokus auf Wellness und ihre Spa-Bereiche legen als in Europa oder den USA, ist das üppige Verwöhnprogramm des Grand Kempinski doch außergewöhnlich für ein Stadthotel.  

Der sogenannte „Health Club“ im 30. Stock des Hotels verfügt neben einem überraschend großen Indoor-Swimming Pool und einem umfangreich ausgestatteten Fitnessstudio über ein Spa, dessen Ausdehnung und Angebotsbreite mich überrascht hat. Er ist täglich von 11 bis 23 Uhr geöffnet.  

Kempinski Shanghai
Kempinski Shanghai

Unendliche Weiten

Grand Kempinski Shanghai
Grand Kempinski Shanghai

Die Zimmer sind gelinde gesagt weitläufig – eine Konstante unter den modernen chinesischen Luxushotels, wie mir kürzlich bereits bei meinem Besuch im Nuo Hotel Peking aufgefallen ist. Die bodentiefen Fenster verstärken den Eindruck grenzenloser Weitläufigkeit noch, ebenso wie die für einen Neubau ungewöhnliche Raumhöhe von etwa 3,40 Meter.

Als ich eines Morgens hinter der gläsernen Front meiner Suite auf die Stadt blicke, habe ich auf der anderen Seite der Scheibe plötzlich Gesellschaft: vom Fensterputzer. 365 Tage im Jahr sorgt er unablässig dafür, dass die Glasfassade glänzt. Ist er einmal um die ganze Fassade herum, fängt er auf der anderen Seite wieder von vorn an – ein Knochenjob.  

Modern sind auch die Materialien und das Interieur: Das Grand Kempinski schafft den schwierigen Spagat zwischen edler, standesgemäß stilvoller Anmutung und zeitgemäßem Design-Schick.  

Executive Club lohnt sich

Grand-Kempinski-Shanghai_Pool
Grand-Kempinski-Shanghai_Pool

Wie inzwischen in vielen, v. a. Business-lastigen Hotels, gibt es auch im Grand Kempinski einen Executive Club. Außergewöhnlich ist auch hier die Ausdehnung: Der Club erstreckt sich gleich über zwei ganze Etagen des Hotels.

Die Mitgliedschaft kann vorab oder auch direkt im Hotel hinzugebucht werden. Wer die Kosten nicht scheut, muss das Hotel eigentlich gar nicht mehr verlassen: Im Executive Club werden täglich fünf kleine Mahlzeiten serviert. Auf Wunsch kümmert sich sogar ein persönlicher Butler um das Wohlergehen.  

Das sogenannte „Business Center“ innerhalb des Clubs verdient seinen Namen wirklich – das ist nicht in allen Hotels so, die sich einen solchen auf die Fahnen schreiben. Präsentations- und Unterhaltungstechnik auf dem neuesten Stand ist für alle Ansprüche vorhanden.  

Zusätzlich attraktiv wird der Club dadurch, dass dieser Bereich des Hotels voll verglast ist, man sich gefühlt also ohnehin die ganze Zeit fühlt wie beim Sightseeing.  

Aus meiner Sicht als Hybrid aus Geschäfts- und Privatreisendem bei diesem Anlass lohnt sich der Club definitiv allein schon für die hervorragende kulinarische Versorgung. Vielbeschäftigten Menschen, die gar nicht genug Arme haben können, machen die Angestellten und die hervorragende Ausstattung zudem das Leben spürbar leichter.  

Kosmopolitisch-kompetenter Service

Überrascht bin ich während meines Aufenthalts gleich mehrfach über die konsistente Service-Qualität – das habe ich in China auch schon ganz anders erlebt. Vor allem fällt mir auf, wie gut alle Angestellten Englisch sprechen und wie gut sie offensichtlich ausgebildet sind.  

Hier hat der Kollege Hollweg offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Denn das chinesische Verständnis von hervorragendem Service ist nicht dasselbe wie das europäische. Wie in der Sprache und in den typischen kulturellen Differenzen gilt es bei der Ausbildung nach Kempinski-Standards viele Brücken zu bauen, um diesen Graben zu überwinden. Hier wurde offensichtlich sehr konsequent und sehr empathisch trainiert, denn meine Begegnungen mit den Mitarbeitern sind durchweg erfreulich.  

Besonders die Concierge-Loge und das gesamte Guest-Relations-Team verdient ein dickes Lob: In diesem Hotel ist viel los, und dennoch werde ich von den Mitarbeitern stets erkannt, mit Namen angesprochen und flexibel, individuell und auch mal an der Schlange vorbei umsorgt. Die junge Stadtführerin, die der Concierge mir organisiert, geht perfekt auf meine Wünsche ein, hat tolle Insider-Tipps parat und ist dabei äußerst charmant.  

 

Room-Grand-Kempinski
Room-Grand-Kempinski

Kälte trifft auf Wärme

Bemerkenswert finde ich am Gesamtkonzept vor allem, dass das Hotel sich trotz seiner Größe eine persönliche Note bewahrt hat. Rüdiger Hollweg ((Bild)) ist ein Menschenfreund – das weiß jeder, der einmal mit ihm zu tun hatte. Und diese menschelnde, warmherzige Handschrift spürt man bei aller Professionalität auch in seinem Hotel.  

Von der unterkühlten, vollkommen charmefreien Hyperrationalität, die direkt vor der Tür im Financial District vorherrscht, ist hier nichts zu spüren. Wer nach harten Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern zurück ins Hotel kommt, wird hier herzlich aufgefangen und umsorgt – und genau das ist die Aufgabe eines solchen Hotels.  

Seit vielen Jahren gibt es bei Kempinski inzwischen die sogenannten „ladies in red“ – eine Erfindung von Reto Wittwer, dem besten CEO, den Kempinski jemals hatte. Die „ladies in red“ sind Guest-Relations-Mitarbeiterinnen, die auf wundersame überall gleichzeitig sind und den Gästen bei allen Fragen und Wünschen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie sind so etwas wie der erste und der letzte Anlaufpunkt des Hauses, denn ihre Präsenz prägt sich dem Gast schon beim ersten Kontakt ein. Hier in China sind sie ein besonders eindrucksvoller Anblick mit ihrem weißen Teint, dem schwarzen Haar und den knallroten Cocktailkleidern.  

GrandKempinski-Shanghai-Pool
GrandKempinski-Shanghai-Pool

Gastronomie mit kleinen Schwächen

Die Restaurants im Grand Kempinski sind das einzige, was mich in diesem Hotel ein wenig enttäuscht. Der erste Eindruck ist hier kein Stück weniger erfreulich als im Rest des Hauses: Die Dekoration, die Kunst an den Wänden, das Interieur mit seiner kräftigen Farbpalette und der Blick heben vielmehr noch die Erwartungshaltung.  

Die wird kulinarisch leider nicht wirklich eingelöst. Ich esse an jedem der Tage meines Aufenthalts mindestens einmal im Hotel und bekomme dabei natürlich kein einziges Mal einen wirklich schlechten Teller serviert. Doch genauso wenig stellt sich auch nur ein einziges Mal ein Wow-Effekt ein.  

Vielleicht wäre die Küche die einzige Abteilung, wo man die nötige Investition in einen herausragenden Küchenchef gescheut hat. Die Küche ist gut, aber nicht auf einem Niveau mit dem exzellenten Service und der famosen Hardware.   

Grand-Kempinski-Shanghai
Grand-Kempinski-Shanghai

Fazit: Erste Wahl in Schanghai

Als treuer Travelgrand-Leser wissen Sie: Ich bin kein Fan von Ketten-Restaurants, und auch Hotels, die zu einer der Dinosaurier-Ketten gehören, genießen bei mir ganz und gar keinen Bonus. Beim Grand Kempinski Hotel Shanghai jedoch handelt es sich schlicht und ergreifend um ein exzellent geführtes Hotel. Rüdiger Hollweg hat hier von der Planung übers Mitarbeiter-Training bis hin zur herzlich-empathischen Haltung und täglichen Gastgeber-Präsenz so vieles goldrichtig gemacht, dass ich sein Haus Schanghai-Reisenden einfach empfehlen muss – zumal es auch an der Lage nicht das Geringste auszusetzen gibt.  

Schanghai kann besonders Erstbesucher und Geschäftsreisende mit seiner Betriebsamkeit und seiner gnadenlosen Effizienz überwältigen. Da ist es gut, einen Hafen zu haben, in dem man sich rundum wohlfühlen kann. Lediglich die Gastronomie ist für meinen Geschmack nicht besonders innovativ und originell konzeptioniert. Doch das ist letztlich typisch für Kettenhotels. Wirklich schwach finde ich nur die Website, die sehr wenige Informationen bereithält – doch das ist nicht dem Hotel, sondern der Konzernmutter anzulasten. Und dafür gibt es ja schließlich Travelgrand.de!  

In diesem Fall fällt die Empfehlung mir sehr leicht: Das Grand Kempinski Hotel Shanghai ist ein exzellentes, zeitgemäßes und enorm durchdachtes Grand Hotel mit Herz – viel besser kann man ein Kettenhotel nicht führen. Daher ist es für mich derzeit erste Wahl in Schanghai – und das bei sehr starker Konkurrenz.  

Die Wertung auf der Travelgrand-Skala: 5/6 plus – Wenn’s nur immer so wäre.  

Grand-Kempinski-Shanghai_Entrance
Grand-Kempinski-Shanghai_Entrance

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